Der Verschwörung auf der Spur

Wie werden Menschen eigentlich zu Verschwörungstheoretiker*innen? Wo findet der erste Kontakt mit Verschwörungstheorien statt? Wie werden Menschen in den Sog der Verschwörung gezogen und braucht es dazu das Dark Net, Telegram-Gruppen oder andere dubiose Plattformen? Wie präsent ist die Verschwörung im Alltag und auf den „ganz normalen“ Social Media-Plattformen?

Im Zuge eines kleinen Experiments wurde versucht, herauszufinden, wo Menschen das erste Mal in Kontakt mit Verschwörungstheorien kommen. Natürlich ist die Bandbreite an Verschwörungstheorien und Medien, in denen derartige Theorien verbreitet werden, viel zu groß, um alle abzubilden. Trotzdem entstand die Frage, wo im Alltag Berührungspunkte mit Verschwörungstheorien auftauchen. 

Es war zu klären, welcher Verschwörungstheorie man sich im Zuge dieses Experiments beispielgebend annähern will. Im Jahr 2021 schien das Thema Corona und besonders die damit verbundene Impfung am naheliegendsten.

Das Experiment beginnt im Alltag vieler Menschen, nämlich in den Newsfeeds auf Social Media-Plattformen. Starten wir direkt auf der Zeit im Bild-Facebook-Seite. Mit 817.467 Likes ist die Zeit im Bild die größte Nachrichtenseite Österreichs auf Facebook. 

Nun ziehen wir die Kommentare unter dem Zeit im Bild-Post vom 21.06.2021 heran. In diesem wird darüber informiert, dass 50 Prozent der Bevölkerung die erste Corona-Impfung erhalten haben. Dieser Beitrag hat 2,9 Tausend Likes und 816 Kommentare. Neben vielen positiven finden sich vermehrt auch solche Kommentare*: 

*an dieser Stelle ist anzumerken, dass Nachrichtenseiten oftmals ihre Kommentare filtern und bewusst Fake News und Verschwörungstheorien löschen.

Folgt man dem Link aus dem letzten Kommentar, kommt man zu einem knapp 57 Minuten langen Video. In diesem erzählt der ehemalige Pfizer-Vizepräsident von den Gefahren der Schutzimpfung und der Masche hinter den Impfungen. Auch die Regierungen verschiedener Länder und deren Entscheidungen werden scharf kritisiert und als unnötig und hinterhältig beschrieben. Immer wieder heißt es, man würde getäuscht werden oder man müsse sich vor den Regierungen und den Pharmakonzernen in Acht nehmen.

So wie beim oben beschriebenen Zeit im Bild-Beitrag wurden nun bei verschiedenen Medien Kommentare zum Thema Impfung betrachtet. Hier werden sowohl Kommentare auf Instagram wie auch auf Facebook angeführt:

Doch auch in den Kommentaren unter Posts der FPÖ findet man Anreize für Verschwörungstheorien: 

Immer wieder hört man im Zusammenhang mit Verschwörungstheorien von Netzwerkseiten wie Telegram oder Signal. Oftmals ist dabei die Rede von sogenannten Gruppen, in denen Verschwörungstheorien und dubiose Informationen über die Impfung ausgetauscht werden. Aber muss man wirklich auf Telegram & Co umsteigen, um sich diesen Gruppen anzuschließen, oder reicht dazu auch Facebook? Dazu zum Abschluss ein genauer Blick auf die Präsenz solcher Gruppen auf Facebook.

Fazit

Dieses kleine Experiment hat gezeigt, wie verbreitet Verschwörungstheorien auch schon auf den „normalen“ Social Media-Plattformen sind. Jede Person, die auf Facebook Kommentare liest, kann und wird irgendwann über Verschwörungstheorien stolpern. Es fällt aber auf, dass Facebook und die jeweiligen Seiten oftmals sehr engagiert dahinter sind, Meldungen im Kontext der Verschwörung zu löschen und zu filtern. Auch findet man immer wieder Meldungen von Löschungen ganzer Seiten und einzelner Kommentare. Auf YouTube scheinen Videos mit Inhalten der Verschwörung stark gefiltert zu werden. Bei Suchanfragen zu diesem Thema findet man größtenteils nur Informationsvideos über jene Videos, die Verschwörungstheorien verbreiten, nicht aber die Videos selbst. 

Es ist also klar, der Nährboden für die Verbreitung von Verschwörungstheorien ist auch auf Facebook & Co gegeben. Der Sog zur Verschwörung ist erkenntlich, die Filter und Algorithmen arbeiten jedoch gegen ihn.