Das Geschäft mit der Angst: Verschwörungstheorien als Business-Modell

Enthüllungs-Bücher, Nahrungsergänzungsmittel und Survival-Kits: Medienunternehmen, Verlage und rechte Influencer*innen bedienen sich der Ängste von Menschen und machen damit die Vermarktung von Verschwörungstheorien zum Millionen-Business. Neben abstrusen Theorien bieten sie auf ihren Plattformen reale Produkte an. Doch wie funktioniert das lukrative Geschäft mit der Angst?

„Thank you for supporting the Infowar!“

Das Imperium des rechten Radiomoderators Alex Jones ist das wohl eindrucksvollste Beispiel dafür, dass hinter der Verbreitung von Verschwörungstheorien längst nicht nur politische Ideologien stehen, sondern auch große wirtschaftliche Interessen. Auf seiner Website „InfoWars“ und in der „The Alex Jones Show“ wirbt der Texaner nicht nur für die gängigsten Verschwörungstheorien, sondern auch für zahlreiche fragwürdige Produkte. „Thank you for supporting the Infowar!“ liest man beim Öffnen des Online-Shops, in dem vor allem Nahrungsergänzungsmittel und Medikamente angeboten werden. Die „Brain Force Plus“-Tabletten etwa sollen Konsument*innen um nur 39,95 Dollar vor all den giftigen Stoffen schützen, die angeblich in Essen und Trinkwasser enthalten sind und uns „fett, krank und dumm“ machen. Neben dieser vermeintlichen Wundermedizin werden im Web-Shop noch Survival-Ausrüstung, Notfall-Essen und ein Handbuch für einen scheinbar drohenden Atomkrieg beworben: „Shoppen für die Apokalypse„, betitelte das die Süddeutsche Zeitung treffend.

Das vermeintliche Wundermittel „Brain Force Plus“ ist derzeit nur auf Warteliste erhältlich. Stattdessen zu bekommen: u.a. „Super Male Vitality“ (Screenshot)

Bücher, die die Augen öffnen

Die Verbindung von Verschwörungstheorien und Merchandise ist allerdings nicht nur ein amerikanisches Phänomen. Auch der deutsche Kopp-Verlag profitiert von den vielen Ängsten der Menschen, bietet neben Heilkristallen und Elektroschockern vor allem eines an: „Bücher, die die Augen öffnen“, so zumindest lautet der Slogan. „Der Bürgerkrieg kommt“, „Gesundheitsdiktatur“ und „Fremdbestimmt“, die Titel dieser vermeintlichen Enthüllungs-Bücher geben Aufschluss über eine der Hauptannahmen des Verlags: Nichts ist wie es scheint in Politik, Wirtschaft, Medizin oder Geschichte. Neben vergleichsweise harmlosen Büchern über Heilkräuter und Hanfanbau liefert das schwäbische Medienunternehmen auch Stoff für diverse Untergangs- oder Gewaltfantasien („Die letzte Verteidigungslinie – Mehr Waffen, weniger Angst“ und „Das Merkel-Attentat“). Das Geschäft mit der Angst erweist sich auch in diesem Fall als äußerst lukratives Geschäft, denn nach eigenen Angaben macht der Kopp-Verlag jährlich mehr als 20 Millionen Euro Umsatz.

Eine Auswahl an „Topsellern“ des schwäbischen Kopp-Verlags (Screenshot)

Schleichwerbung und falsche Versprechungen

Das deutsche „Compact“-Magazin ist während der Corona-Krise zu einer Art Leitmedium für „Querdenker“ geworden: 45.000 Abonnent*innen und ein Onlinemagazin mit über 600.000 Besuchen im Monat verzeichnet das Blatt mittlerweile. Vom deutschen Bundesamt für Verfassungsschutz seit 2020 als „Verdachtsfall“ eingestuft, bietet es Raum für allerlei Verschwörungstheorien und rechtsextremes Gedankengut. Als „Magazin für Souveränität“ inszeniert man sich selbst als Alternative zu den sogenannten „Mainstream-Medien“, verwischt gerne die Grenzen zwischen Fakt und Fiktion, Wahrheit und Meinung. Auch mit der Kennzeichnung von Werbung nimmt man es nicht so genau: Es findet sich ungekennzeichnete Werbung in vielen der vermeintlich unabhängigen journalistischen Beiträge. Das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) hat Beiträge des Magazins ausgewertet und in über hundert davon derartige Werbung gefunden. Laut RND wurden die Artikel unter verschiedenen Namen verfasst, sie alle bewerben jedoch den Onlineshop von Kai Homilius – Mitgründer und Gesellschafter der Compact-Magazin GmbH. Neben Schleichwerbung wird mit falschen Behauptungen über Produkte Gewinn gemacht (z.B. Algenpulver als Allheilmittel) und fleißig um Spenden gebeten.

Neben (Schleich-)Werbung wirbt das rechtspopulistische „Compact“-Magazin auch um Spenden (Screenshot)

Zunehmendes Misstrauen gegenüber der professionellen Medizin, der Politik und den Medien machen es auch diesem Profiteur der Angst leicht, eine beträchtliche Anzahl an Klicks und Abos zu lukrieren. Neben ihrem Kampf für vermeintlich „höhere Ziele“ und der Verbreitung von Falschinformation gelingt es diesen Medienunternehmen, Verlagen und rechten Influencer*innen, ein Millionengeschäft zu machen. Das Geschäft mit der Angst boomt.

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