Die geplante Verschwörung der Kommunisten in Lateinamerika

Fidel Castro und Salvador Allende flüstern sich etwas zu Aufstieg und Fall des Kommunismus in Lateinamerika? Oder Fall und Aufstieg? 1971: Fidel Castro und Salvador Allende

Steckt hinter dem Forum von São Paulo eine heimliche, kommunistische Verschwörung? Eine Aktivistin aus Mexiko, erzählt uns, weshalb sie gegen ihre Regierung und das Forum demonstriert.

Castros letzter Wunsch:

Angefangen hat alles, als sich Fidel Castro und der Führer der Arbeiterpartei von Brasilien Luiz Inacio Lula da Silva 1990 zusammengeschlossen haben, um das Forum von São Paulo zu gründen. Gemäss ihren Aussagen war das Ziel dieser Organisation die Vereinigung von linken Parteien in ganz Lateinamerika zu fördern. Gemeinsam wollten sie innerhalb des Forums über die internationale Arena nach dem Fall der Berliner Mauer diskutieren, dem Neoliberalismus die Stirn bieten und sich gegenseitig beraten. Inzwischen hat sich die Anzahl der Mitgliedparteien auf 120 verdoppelt. 25 Länder nehmen am Forum teil. 26 Sitzungen fanden seit der Gründung statt.

Auch heute behauptet der Ex-Exekutivsekretär des Forums Valter Pomar in einem Interview für BBC News, dass das Hauptziel noch stets das gleiche ist: Konsens zwischen den Beteiligten zu schaffen. Das Forum setzt gelegentlich Themen auf die politische Agenda. Jedoch hat es noch nie ganze Modelle oder Pläne implementiert. Der Fokus liegt nur auf dem gegenseitigen Austausch.

Die Verschwörungstheorien der Opposition:

Führer von rechten Parteien behaupten jedoch, dass die Absichten des Forums viel radikaler sind, als behauptet. Es handelt sich nicht nur um ein harmloses Diskussionsforum, sondern eine politische Täuschung. Kriminalität, Korruption und Manipulation getarnt als unschuldige Organisation: Ein Wolf im Schafspelz.  

Beispielsweise schrieb der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro im Oktober 2019 auf Twitter: «Mitglieder des Forums von São Paulo, gegründet von Fidel Castro, Lula, FARC (um einige linke Parteien und kriminelle Organisationen zu nennen), die versuchen Lateinamerika zu beherrschen, versammeln sich in Caracas, Venezuela um ihren totalitären Macht-Plan zu besprechen.»

Mexikos Spaltung:

In Mexiko finden seit Monaten mehrere Proteste gegen die Regierung von Präsident Andrés Manuel Lopez Obrador statt. Organisiert wurden diese Demonstrationen von Gilberto Lozano, dem Anführer der mitte-rechts Partei FRENA (Frente Nacional Anti-Andrés Manuel Lopez Obrador). Auch er spricht bei einigen seiner Botschaften an die mexikanische Bevölkerung über den kommunistischen Plan, den der derzeitige Präsident Schritt für Schritt durchsetzen möchte.

Physiotherapeutin Rosa-María Giménez, 49 aus Puebla, war bei sämtlichen Protesten dabei. In einem Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen, weshalb sie sich dieser Bewegung angeschlossen hat und wieso sie dieser Theorie Glauben schenkt.

Verschwörung.at: Die Partei FRENA behauptet, dass der mexikanische Präsident Andrés Manuel Lopez Obrador eine Marionette der Mitglieder des Forums von São Paulo ist. Welchen Plan verfolgt das Forum genau?

Rosa-María Giménez: Das Forum hat eine konkrete Liste mit Massnahmen erstellt, die innerhalb eines Zeitraums erfüllt werden müssen. Allerdings variiert je nach Land die Reihenfolge der umgesetzten Massnahmen, damit kein Verdacht geschöpft wird. Das Forum ist überzeugt, dass der Kommunismus mehrere Facetten hat. Jede Regierung kann den Plan individuell umsetzen, solange der Kern der Ideologie nicht verloren geht. Deshalb behaupten sie auch, dass es sich bei den ganzen Aktionen immer noch um ein demokratisches Vorgehen handelt. Ich sehe das jedoch anders. Kommunismus ist und bleibt Kommunismus. Ihre heimtückische Art ungebildete und arme Leute übers Ohr zu hauen, damit sie für sie stimmen, oder wie sie langsam das Militär für sich gewinnen hat nichts mit Demokratie zu tun. Schlussendlich ist das Hauptziel dieser Parteien überall das gleiche: Sie möchten die Demokratien destabilisieren, das gleiche politische System überall erzwingen und gemeinsam mit Hilfe des Forums Lateinamerika steuern und in die Armut treiben.

Verschwörung.at: Angeblich besteht der Plan aus mehreren Etappen. An welchen Veränderungen sehen Sie diese langsame Annäherung an den Kommunismus? Oder welche Entscheidungen und Massnahmen des mexikanischen Präsidenten bestätigen Ihre Vermutungen?

Giménez: Der erste Schritt ist selbstverständlich die Machtübernahme einer populistischen Regierung. Der Präsident verspricht sich für die Minderheiten einzusetzen und gewinnt ihre Unterstützung durch einfache, karitative Tätigkeiten wie das Verteilen von Essen. Dieses Verhalten hört aber auf, sobald er an der Macht ist. Ein weiteres, typisches Versprechen ist sich selbstverständlich gegen die Korruption einzusetzen. Eine grosse Veränderung gab es diesbezüglich bis jetzt jedoch nicht. Der zweite Schritt kann beispielsweise die Zensur der Medien sein, wie das in Mexiko bereits der Fall ist. Der mexikanische Rundfunk redet sehr selten schlecht über die Regierung und das, obwohl sich das ganze Land über sie beschwert. Die Regierung hat schon einige Leben von Journalisten auf dem Gewissen. Auch das Militär hat seit Obradors Herrschaft mehr Einfluss und bekommt mehr Geld, was meiner Meinung nach sehr beunruhigend ist. Der nächste Schritt, an dem AMLO (Andrés Manuel Lopez Obrador) zurzeit arbeitet, ist die Veränderung von Artikeln in der Verfassung, die sein individuelles Handeln einschränken. Die Kammern der Abgeordneten und Senatoren konnte diese Abwandlung bis jetzt glücklicherweise verhindern. Dennoch sehe ich wie Obrador Schritt für Schritt versucht Mexiko in eine Diktatur zu verwandeln, genauso wie das bei Maduro in Venezuela der Fall war.

Verschwörung.at: Was denken Sie über das Forum von São Paulo?

Giménez: Ich nehme sie als eine sehr mächtige und organisierte Institution wahr, weshalb es mich nicht überrascht, dass sie bereits in ganz Lateinamerika bekannt und präsent sind. Zum Beispiel fanden vor kurzem die Präsidentschaftswahlen in Peru statt. Pedro Castillo, der Linkskandidat, dessen Partei Mitglied des Forums ist, scheint bei den Auszählungen im Vorsprung zu sein. Ich gehe auch davon aus, dass sich die Situation in Kolumbien bald verschlechtern wird, denn die sozialrevolutionären FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) Guerillakämpfer rufen das Volk zum Widerstand gegen die Regierung auf, da sie den Friedensvertrag mit ihnen angeblich nicht eingehalten haben. Dass die FARC in den 80er Jahren jedoch den Drogenschmuggel im Land gefördert haben, vergessen die Leute.

Verschwörung.at: Wieso unterstützen Sie FRENA?

Giménez: Ich habe mich FRENA angeschlossen, weil ich mir Sorgen um mein Land mache. Das kommunistische System war im Verlauf der Geschichte noch nie erfolgreich. Im Gegenteil, es hat immer nur zu mehr Armut geführt. Die einzigen, die von dieser Art Regierung profitieren, sind die Führer.

Wie real sind nun diese Einschätzungen?

In einem Interview für BBC News erklären zwei Experten, dass das Forum von São Paulo zu viel überflüssige Aufmerksamkeit bekommt. Da sich die linken Parteien in Lateinamerika schon immer etwas schwergetan haben, schafft dieser Zusammenschluss Integration und Zuflucht. Von der Existenz dieses Forums profitieren überraschenderweise auch mehr die Rechten, denn es präsentiert sich ein klarer, radikaler Feind. Diese Tatsache schweisst sie zusammen und lässt sie gemeinsam gegen eine grosse Verschwörung kämpfen. Gleichzeitig ist es auch nachvollziehbar, dass viele Leute nicht genau wissen, wem sie glauben sollen. Die Lateinamerikanische Bevölkerung ist inzwischen daran gewöhnt von vielen Politikern, sowohl rechte als auch linke, enttäuscht zu werden. Man denke nur an die humanitäre Krise in Venezuela, seitdem Nicolás Maduro mit seiner sozialistischen Partei an die Macht gelangt ist oder Augusto Pinochets Militärputsch 1973 in Chile, der zu einer barbarischen, rechten Diktatur geführt hat. Leere Versprechen und Unsicherheit sind die Norm. Die unstabile, politische Lage spiegelt sich im Verhalten und dem Glauben der Leute wider.

Picture Copyright: „Castro Allende 1971“ by Periódico ¡ahora!, CC by 2.0 (format changes were made)

Quellen:

Paro nacional: qué es el Foro de Sao Paulo, al que vinculan con las protestas en Chile o Colombia (y por qué le preocupa tanto a la derecha de América Latina) – BBC News Mundo

El mítico Foro de Sao Paulo | AméricaEconomía | AméricaEconomía (americaeconomia.com)

Foro de San Pablo, el disfraz político de la delincuencia organizada – Infobae

Home – Foro de SP (forodesaopaulo.org)