Hilfe, meine Familie glaubt an Verschwörungstheorien!
Die Covid-19 Pandemie hat unsere Gesellschaft gespalten. Immer mehr Menschen glauben an Verschwörungsmythen und Theorien rund um das Virus und den zugehörigen Maßnahmen zur Bekämpfung. Personen, die vor einem Jahr noch nie mit derartigen Überlegungen in Berührung gekommen sind, sind jetzt überzeugt, dass die Regierung das Virus nur erfunden hätte, um uns zu kontrollieren oder, dass diverse Impfstoffe unsere DNA verändern würden. Das musste auch Anna K.* mitten in ihrer Familie erfahren. Die 22-jährige Medizinstudentin erzählt uns in einem Interview, über ihre persönlichen Erfahrungen mit ihrem, von Verschwörungstheorien überzeugten Onkel und wie man damit umgehen kann, wenn es die eigene Familie betrifft.
Verschwoerung.at: Wer aus deiner Familie befasst sich denn mit Verschwörungstheorien?
Anna K.: In meiner Familie glauben zwei meiner Onkels daran und das auch erst seit dem aufkommen der Pandemie. Sie behaupten der Impfstoff wäre schädlich. Biontechs Impfstoff beruht auf einer mRNA Wirkung und dieser soll unsere Gene verändern. Sie haben auch öfters erwähnt, dass das Corona Virus nicht wirklich existiert und die Regierung nur einen Grund brauche, um uns zu kontrollieren. Sie sind der Meinung, dass uns, weder der Impfstoff, noch die Regierung helfen will.
Verschwoerung.at: Beeinflussen ihre Meinungen dich und deine restliche Familie?
Anna K.: Ja auf jeden Fall. Wir hatten alle immer eine sehr enges Verhältnis. Jetzt durch Corona ist das alles etwas komplizierter geworden. Es wäre ja schön und gut, wenn sie ihre Meinung für sich behalten würden, aber sie haben auch versucht meine Großeltern von ihren Theorien zu überzeugen. Wenn mein Opa und meine Oma sich mit ihren 80 Jahren nicht impfen lassen und auch nicht darauf achten gesund zu bleiben, dann kann das schon sehr gefährlich werden. Da macht man sich als Enkeltochter einfach Sorgen.
„Es ist als würde man gegen eine Wand reden.“
Anna K.
Verschwoerung.at: Wie gehst du damit um? Redest du mit ihnen über das Thema?
Ja also ich selbst studiere Medizin, bin also sehr gut über das Thema informiert. Ich versuche immer sachlich mit ihnen zu reden und meine Aussagen mit wissenschaftlichen Fakten zu argumentieren. Das Problem ist, die beiden haben ihre Gegenargumente von der „falschen Seite des Internets“, Facebookseiten die anti-wissenschaftliche Theorien propagieren. Da fühlt es sich so an als würde man gegen eine Wand reden. Sie nehmen nichts an was man ihnen sagt. Das ist schon ganz schön frustrierend.
Verschwoerung.at: Was würdest du anderen Leuten raten, die in einer ähnlichen Situation sind wie du?
Naja, ich muss zugeben, dass ich anfangs selbst nicht besonders gut mit der Situation umgegangen bin. Ich habe meinen Onkel zum Teil ausgelacht, als er mir solche Videos zugeschickt hat. Das war wahrscheinlich nicht besonders vorteilhaft. Was ich aber raten würde, ist mit Empathie an die Sache ranzugehen. Vor allem wissenschaftliche Themen, wie Impfungen oder Corona sind vielleicht schwierig zu begreifen. Die Leute, die an Verschwörungstheorien glauben haben wahrscheinlich einfach Angst. Darauf sollte man versuchen einzugehen und ihnen, ohne sie zu verurteilen, alles so zu erklären, wie es wissenschaftlich korrekt ist. Wenn das nicht hilft, dann muss man wenigstens versuchen, dass die Verschwörungstheoretiker der Familie nicht auch noch versuchen, andere ins Boot zu holen. Bei meinen Großeltern hätte das auch nicht so gut enden können.
Danke an der Stelle noch einmal an Anna K.* für das Interview.
*Name von der Redaktion geändert.