Ab in den Kaninchenbau mit Ken Jebsen
„Cui Bono“ – Wem zum Vorteil? Diese Frage stellen sich Verschwörungsideologen, da sie eine Geschichte hinter der Geschichte vermuten. Eine Verschwörung eben. Der Podcast „Cui Bono – WTF happened to Ken Jebsen?“ dreht den Spieß um und stellt die Frage zurück. Welche Interessen, welche Akteure stehen hinter Verschwörungsmythen? Diese Zusammenhänge möchte der sechsteilige Podcast am Beispiel Ken Jebsen verdeutlichen.
Ken Jebsen
Doch wer ist Ken Jebsen überhaupt? Um diese Frage zu beantworten, startet der Podcast in dem Berlin der 90er-Jahre. Kayvan Soufi-Siavash alias Ken Jebsen galt in den 1990er-Jahren als aufstrebender Radiomoderator: innovativ, vielseitig, gedankenschnell. Fast 20 Jahre später gilt er als eiflussreicher Verschwörungsideologe. Jebsen erreicht mit seinen kruden Thesen Hunderttausende Follower. Aber wie konnte aus einem erfolgreichen Radio- und Fernsehmoderator ein Verschwörungstheoretiker werden? Ken Jebsen hatte bereits mit 27 Jahren seine eigene Radiosendung beim rbb. Durch seine Sendung KenFm beim Jugendradio Fritz erreichte er schnell große Bekanntheit. Der Podcastmacher Khesrau Behroz bezeichnet den 11. September als Wendepunkt in Jebsens Karriere. Nach den Terroranschlägen habe KenFm eine stärkere Politisierung erfahren. Jebsen selbst bezeichnete die Anschläge als „größte Terrorlüge“. So beschreibt der Podcast Stück für Stück Jebsens Abstieg vom beliebten Moderator zum Verschwörungsschwurbler. Dabei kommen auch einige Weggefährten von ihm zu Wort.
Ende der Karriere bei rbb
Jebsens Karriere im öffentlich-rechtlichen Radio endete mit Antisemitismus-Vorwürfen. Der Moderator soll in einer E-Mail den Holocaust als PR-Inszenierung bezeichnet haben. Daraufhin beendete rbb die zehnjährige Zusammenarbeit. Auch heute noch soll Jebsen mit antisemitischen Ressentimens auffällig sein. Behroz nennt dafür das Beispiel, dass er das Tragen von Masken mit der Judenverfolgung im Dritten Reich vergleichen würde. Der Podcastmacher könne verstehen, warum Menschen auf Ken Jebsen reinfallen. „Er sei eine charismatische Figur, sein ganz eigener Sprachduktus bleibe hängen. Und: „Alles, was Ken Jebsen sagt, sagt er mit einer absoluten Sicherheit. Da ist kein Zweifel in seiner Sprache und in seinen Worten zu hören“, so Behroz in einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur.
Zweiter Karriereweg
Nach seiner Zeit bei den Öffentlich-rechtlichen startete der in Ungnade gefallene Radiomoderator mit einer eigenen Plattform auf YouTube. Eine alternative Nachrichtenseite mit dem Namen KenFM – der gleiche Name wie der seiner ehemaligen Show. Jebsen lege sich bei anderen Verschwörungsmythen zwar selten fest, biete aber vielen Stimmen aus der Szene sehr viel Raum und legitimiere sie dadurch auch. „Inwiefern er tatsächlich all die Dinge, die die anderen Leute da von sich geben, selbst glaubt, auch unterstützt und verbreitet, das kann man natürlich nicht zu 100 Prozent sagen. „Aber er versucht, zu allen möglichen Erklärungen eine alternative Erklärung zu finden und zu bieten“, sagte Behroz.
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