Ein Freimaurer klärt auf – Was steckt wirklich hinter der Geheimnistuerei?

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Die Freimaurer gibt es schon seit über 300 Jahren. Bis heute sind sie immer wieder der Mittelpunkt von verschiedenen Verschwörungstheorien. Rituale, Symbole und sogar die Mitglieder selbst werden geheim gehalten. Auf der Seite der Großloge Österreichs heißt es: „Jedes Mitglied kann von sich selbst sagen, dass es Freimaurer ist […]. Es ist jedoch unzulässig, die Mitgliedschaft anderer Brüder zu outen oder ihr Vertrauen wie auch immer zu missbrauchen.“ Robert Traunwieser hat sich trotzdem entschlossen mit uns über seine Mitgliedschaft bei den Freimaurern zu sprechen und uns zu erzählen, was dahinter steckt

Herr Traunwieser, können Sie sich bitte kurz vorstellen?
R.T.: Mein Name ist Ronald Traunwieser. Ich bin schon seit vielen Jahren Mitglied bei den Freimaurern. Zuerst war ich in einer anderen Loge als jetzt, da sind wir allerdings passiert. 

Wie entstand die Freimaurerei?
R.T.: Es gibt diesbezüglich mehrere Versionen. Die an die ich glaube ist, dass sie aus den Bauernhütten des Mittelalters entstanden ist. Die älteste Loge überhaupt, bzw. die Null-Loge, wurde 1140 in Schottland gegründet. Im Prinzip ist der Aufbau und die Struktur der Logen ähnlich wie der Aufbau der Bauhütten im Mittelalter. Die sogenannten Dombauhütten. Es hat Meister und Lehrlinge gegeben, die den Dom gebaut haben und ihr Wissen dann immer an die nächsten Generationen weiter gegeben haben. 

Für was steht die Freimaurerei?
R.T.: Die Freimaurerei steht erstmals für Humanität. Der wichtigste Teil der Arbeit der Loge ist eigentlich die Arbeit an sich selbst. Oft erkennt man die eigenen Fehler nicht von selbst, aber in einer Gruppe können die eigenen Fehler und Schwächen, aber auch Stärken, viel besser erkannt werden. In der Gruppe arbeitet man daran die Stärken, sowie die Schwächen, zu fördern.

Die fünf Grundsätze der Freimaurer lauten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Humanität und Toleranz. Diese sollen von jedem Freimaurer bestmöglich angestrebt werden. Dabei geht es um die Persönlichkeitsbildung, um ein besserer Mensch zu werden. Was den Freimaurern dabei besonders wichtig ist, ist Vertrauen untereinander. Deswegen muss ein Anwärter vor der Aufnahme in eine Loge auch immer viele Gespräche mit den Brüdern der Loge führen, damit geschaut werden kann, ob er zu eben dieser Loge passt. 

Wie wird man Freimaurer?
R.T.: In dem man von einem Mitglied der Loge angesprochen wird. Jetzt gibt es aber auch eine Homepage, auf der man sich online bewerben kann.

Warum sind Sie Freimaurer geworden?
R.T.: Das ist eine ganz lustige Geschichte. Ich habe einen Jugendfreund, mit dem ich immer noch Kontakt habe, von dem ich wusste, dass er sich für die Freimaurerei interessiert. Ich habe ihn dann vor Jahren angerufen und darauf angeredet. Daraufhin haben wir es uns angeschaut und ein paar Gespräche geführt und irgendwann bin ich da förmlich reingewachsen.

Was genau kann man sich unter der Logenarbeit vorstellen?
R.T.: Logenarbeit ist so, dass immer ein Mitglied der Loge über ein Thema referiert und dann anschließend darüber diskutiert wird. Es geht meistens um humanitäre Themen bzw. um die Stärken und Schwächen des Einzelnen. Das wird dann in der Gruppe diskutiert.

Wie oft sind Sie dran, ein Referat zu halten?
R.T.: Ein bis zwei Mal im Jahr. 

Das Ritual der Freimaurer, welches in die regelmäßigen Treffen für die Logenarbeit eingebettet ist, wird geheim gehalten. Es dient zur Entschleunigung des Alltags und zur Weiterbildung der Persönlichkeit. Bei dieser Entwicklung gibt es verschiedene Stufen, welche die Brüder erreichen können. Sobald man eintritt, erreicht man die Stufe des Lehrlings. Nach etwa einem Jahr erreicht man die Stufe des Gesellen. Die letzte Stufe, auf der auch R. Traunwieser sich befindet, ist die Meisterstufe. Meister bleibt man bis ans Lebensende, solange wie man sich den Freimaurern verschreibt.

Weder am Ritual noch an den Symbolen hat sich etwas in den Jahrhunderten,  in denen die Freimaurerei praktiziert wurde, geändert. Eine Sache hat sich allerdings verändert oder viel mehr entwickelt: Frauen sind in manchen Logen heutzutage erlaubt. Die Großloge Österreichs dagegen besteht nur aus Brüdern. Frauen sind in dieser Loge nicht erwünscht. Warum das so ist und inwiefern das mit den Grundsätzen der Freimaurerei (Gleichheit und Humanität) zusammenpasst, konnte oder wollte R. Traunwieser nicht ganz beantworten. 

Inwiefern denken Sie das so ein Zusammenschluss heute noch zeitgemäß ist?
R.T.: Ich denke es ist immer zeitgemäß, da es vor allem um sich selbst geht. Die Hauptaufgabe ist sich mit sich selbst zu beschäftigen. Mit seinen Stärken und mit seinen Schwächen und mit seiner eigenen Persönlichkeit.

Wieso sind Frauen teilweise verboten?
R.T.: Das hängt von den Logenstatuten ab. Es gibt zum Beispiel in der Großloge Österreich generell keine Frauen. Es gibt aber auch reine Frauenlogen, sowie auch gemischte Logen in Österreich. Es hängt immer von dem jeweiligen Statut der Loge ab. Wenn eine Loge gegründet wird, gibt es ein Statut, welches beschlossen wird und so ist es nun mal.

Aber gibt es einen bestimmten Grund, dass Frauen nicht mit Männern zusammen in einer Loge sein dürfen? Zwei Ihrer Grundsätze heißen ja Gleichheit und Humanität?
R.T.: Es gibt überhaupt keinen Grund. Es gibt wie gesagt gemischte Logen in Österreich, aber es gibt auch Logen wo nur Männer sind.

Wir befinden uns zur Zeit ja im Pride Month. Frauen dürfen, wie Sie gesagt haben, teilweise nicht aufgenommen werden. Wie sieht es denn mit der LGBTQ+ Community aus?
R.T.: Wir haben alles. Kunterbunt. 

Da gibt es also keine Verbote?
R.T.: Nein, da gibt es keine Verbote. Das Diskriminieren widerspricht den Grundsätzen der Freimaurerei.

Inwiefern ist die Tatsache, dass Frauen teilweise nicht in die Logen aufgenommen werden, keine Diskriminierung bzw. kein Widerspruch gegen die Grundsätze?
R.T.: Wie gesagt, wenn eine Loge gegründet wird, werden Grundsätze vereinbart und dementsprechend ist die Loge gemischt oder nicht gemischt.

Haben Sie bestimmte Aspekte, die Ihnen wirklich gut in der Freimaurerei gefallen?
R.T.: Ja, der Dialog und der Austausch.

Und gibt es etwas, was Ihnen nicht gefällt?
R.T.: Was mich manchmal stört ist, dass die Freimaurer sich oft nicht zu Themen äußern, wie zum Beispiel Flüchtlingsthemen. Man wird sich nie über den Flüchtlingslager in Lesbos äußern. Man wird sich nie über humanitäre Missstände äußern. Obwohl es einen Sprecher der Freimaurer gibt, nämlich der Großmeister von der Großloge Österreich. Aber es kommt aus dieser Ecke nichts und das stört mich maßlos. 

Wie ist es mit Politik an sich: Ist dies bei Ihnen Thema?
R.T.: Nein, auch nicht.

Abschließend noch eine letzte Frage: Was würden Sie einer Person mitgeben, die noch nie etwas von der Freimaurerei gehört hat?
R.T.: Ich glaube man sollte der/ dem Jenigen klarmachen, dass es sich ausschließlich um einen humanitären Verein handelt, der sich größtenteils mit der Person und sich selbst beschäftigt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Freimaurerei weniger mit Verschwörungen gegen die Welt zu tun hat und viel mehr mit der Arbeit am eigenen Selbst.

Bildquelle: „Logenhaus Fürth“ by gnu1742 is licensed under CC BY-NC-SA 2.0