Falcos Tod: Unfall, Selbstmord, Mord oder Täuschung?
Falco, mit bürgerlichem Namen Hans Hölzel, ist wohl einer der bekanntesten musikalischen Exporte Österreichs der jüngeren Vergangenheit. Noch heute sind seine Hits, wie Der Kommissar oder Rock me Amadeus, aus dem kollektiven Gedächtnis seines Heimatlandes kaum wegzudenken. Falcos Legendenstatus war spätestens seit seinem tragischen Tod im Jahr 1998 in der Dominikanischen Republik sicher. Denn wie bei vielen zu früh verstorbenen Stars ranken sich zahlreiche Mythen um den Tod des österreichischen Musikers.
Falco verunglückte am 6. Februar 1998 bei einem Zusammenstoß seines Geländewagens mit einem Reisebus im Alter von 40 Jahren tödlich. Nach der Obduktion fand man größere Mengen Kokain, Alkohol, THC sowie Psychopharmaka in seinem Blut und schnell galt ein Unfall aufgrund von Drogeneinfluss als Todesursache. Falco galt zu Lebzeiten als Mensch, der am Limit lebte und so war es für viele nicht verwunderlich, dass er auf diese Weise den Tod gefunden hatte. Doch mit der Veröffentlichung seines Albums Out of the Dark (Into the Light) kurz nach dem Unfalltod wurden Stimmen lauter, die gar keinen Unfall, sondern Suizid vermuteten.
Out of the Dark
Der Titelsong des Albums gibt an einigen Stellen tatsächlich den Anschein, dass Falco den Wunsch hatte, sich das Leben zu nehmen. „Out of the dark – into the light – I give up and close my eyes […] Das weiße Licht rückt näher, Stück für Stück, will mich ergeben – muss ich denn sterben, um zu leben?“ Auch frühere Aussagen wie „Wenn ich schon mal zu früh sterben sollte dann wie James Dean – auf einer Kreuzung, im Porsche. Zack. Aus.“ erweichen nicht gerade den Verdacht, dass Falco letztendlich wirklich Suizid begangen hatte.
Äußerlich betrachtet schien der Popstar rund um das Jahr 1998 noch dazu in einem persönlichen, sowie einem Karrieretief gewesen zu sein. Sein neues Album ließ bereits sechs Jahre auf sich warten und abgesagte Verlobungen und seine Emigration nach Lateinamerika lassen auf eine schwierige Zeit vermuten. In der Dominikanischen Republik soll es dann zu einer Romanze mit tragischem Ende gekommen sein. Dies veröffentlichte 2017 die Bild und berief sich dabei auf ein Interview mit Hans Reinisch, einem ehemaligen Manager des Popstars. Falco habe demnach nach der Trennung von einer gewissen Selina, der von ihrem Vater der Kontakt zu Falco verboten wurde, begonnen tagelang zu trinken und Drogen zu nehmen. Ob dies schließlich zu Selbstmord oder doch einem Unfall geführt hatte, sei dahingestellt.
Ein ganz anderes Licht lassen Recherchen des Magazins News aus dem Jahr 1998 auf das Unglück leuchten. Trotz des offiziellen Obduktionsberichts berichteten mehrere Personen, dass der Verstorbene kurz vor seinem Tod bei Gesprächen bei vollem Bewusstsein, also nüchtern, gewesen war. Das Magazin ließ ebenfalls durchscheinen, dass die angegebenen Mengen der Rauschmittel so hoch gewesen seien, dass der Popstar kaum mehr ein Fahrzeug hätte lenken können. Gemutmaßt wurde daher, dass der Obduktionsbericht gefälscht worden war – aus welchem Grund auch immer. Der österreichische Autor Tom Landon fügte 2012 dem Tod Falcos einen besonders verschwörerischen Charakter hinzu, als er angab, aufgrund seines Wissens mehrmals bedroht worden zu sein. Offen bleibt, inwieweit diesen Aussagen Glauben geschenkt werden kann – besonders da es keine logischen Gründe für Falcos Tod durch Außeneinwirkung gäbe.
Der geschlossene Sarg
Am 14. Februar 1998 wurde Falco feierlich am Wiener Zentralfriedhof im Beisein tausender Fans beigesetzt. Da der Sarg jedoch der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht wurde und Falcos Mutter seine Leiche nicht sehen wollte, kamen Gerüchte auf, dass niemand den Inhalt des Sargs je zu Gesicht bekommen hatte. Obwohl dies wohl nicht stimmt, scheinen nur sehr wenige Menschen den Leichnam identifiziert zu haben. Dies lässt manche Fans und Weggefährten des Popstars nach wie vor spekulieren, dass Falco vielleicht gar nicht tot sei. Zu untermauern versuchen sie diese These unter anderem damit, dass eine relativ große Anzahl von Songs posthum veröffentlicht wurden. Falcos mittlerweile verstorbene Mutter soll zudem einem Fan zu verstehen gegeben haben, dass sie wisse, dass ihr Sohn noch am Leben sei.
Frei nach dem Motto „In Wien musst‘ erst sterben, dass‘ dich hochleben lassen“, steht fest, dass Falcos Tod seine Popularität beträchtlich gestärkt hat. Wäre sein Tod wirklich ein PR-Stunt gewesen, um seine Karriere zu befeuern und gleichzeitig ein ruhigeres Leben zu genießen, wäre sein Plan ohne Zweifel aufgegangen. Das Album Out of the Dark verkaufte sich international gut und in Österreich blieben einige Singles monatelang in den Charts. Ob dies wegen seines Tods der Fall war oder nicht, lässt sich schwer herausfinden – geschadet hat es den Verkaufszahlen sicherlich nicht.
Falcos vermeintlicher Scheintod kam 2007 wieder in die Medien, als die Zeitschrift Woman einen Artikel veröffentlichte, der 2005 aufgenommene Fotos eines Falco sehr ähnelnden Mannes zeigte. Dabei handelte es sich um Standfotos aus einem Fernsehbeitrag über das Schönbrunner Europakonzert, bei dem der Mann recht deutlich zu sehen ist. Einigen Personen, die Falco lebend persönlich kannten, sowie einem plastischen Chirurg, wurden die Aufnahmen vorgelegt, wobei sie zu einem Großteil Falco erkannt haben wollen. Der Chirurg erklärte das doch ungewohnte Aussehen des Mannes als Resultat von Operationen nach einem Autounfall, sowie dem Alterungsprozess eines Menschen, der lange Zeit Drogen genommen hatte. Ob ein Falco, der umständlich seinen eigenen Tod vorgetäuscht hatte, ausgerechnet in Wien auftauchen würde, ist jedoch sehr fragwürdig.
„In Wien musst‘ erst sterben, dass‘ dich hochleben lassen. Aber dann lebst‘ lang.“ zitierte Falco einst Helmut Qualtinger. Letztendlich hat er damit recht behalten. Denn egal wie man das Unglück vor über 20 Jahren einordnet, Falco bleibt in Österreich unvergessen.
Foto: „Falco“ by Crowfly Vienna, CC BY-SA 2.0 (format changes were made)